2.2. Das Eisbergmodell von Kultur

Das Eisbergmodell: Eine Möglichkeit Kultur zu visualisieren

Kultur lässt sich mit einem Eisberg vergleichen, dessen Spitze sichtbar ist und dessen unsichtbarer Teil unter der Wasseroberfläche liegt. Der sichtbare Teil entspricht den Bereichen von Kultur, die wir physisch wahrnehmen können.

Welche Elemente würden Sie dem sichtbaren und welche dem unsichtbaren Bereich des Eisbergs zuordnen?

Sichtbar

Unsichtbar

  • Musik
  • Kleidung
  • Architektur
  • Sprache
  • Essen
  • Gestik
  • Religionsausübung
  • Religion
  • Beziehungen
  • Rolle der Familie
  • Handlungsmotivationen
  • Toleranz gegenüber
  • Veränderung
  • Einhalten von Regeln

 

Keines der sichtbaren Elemente ergibt einen Sinn ohne Verständnis dessen, was dahintersteckt und das wiederum verbirgt sich im unteren Teil des Eisbergs. Es sind diese unsichtbaren Elemente, durch die bestimmt wird, was im sichtbaren Teil zu sehen ist. Denkt man also an Kultur, dann sind im unteren Teil des Eisbergs Elemente enthalten wie religiöse Glaubensvorstellungen, Regeln in Beziehungen, die Rolle der Familie, Handlungsmotivationen, Toleranz gegenüber Veränderung, Umgang mit Regeln, Kommunikationsstile, Risikobereitschaft, Umgang mit Privatsphäre, Unterschiede zwischen Geschlechtern und anderes.

Ein gängiges Beispiel ist das unterschiedliche Verständnis der Geschlechterrollen, das sich darin zeigen kann, dass Mitglieder einiger Kulturen, insbesondere Muslime, Frauen in Führungspositionen nur zögerlich akzeptieren.

 

Wir haben alle unseren „Eisberg“

Das Konzept lässt sich vermutlich leichter verstehen wenn wir uns fragen, wie unser eigener kultureller Eisberg beschaffen ist.

                   

Bitte stellen Sie sich folgende Fragen:

  • Was bedeutet es für Sie, wenn jemand mit dem Sie verabredet sind, nicht pünktlich ist – ist das respektlos oder nicht so schlimm?
  • Wenn jemand Ihnen direkt sagt, dass Sie einen Fehler gemacht haben – ist das für Sie hilfreich oder fühlen Sie sich angegriffen?
  • Wird ein Meeting mit Smalltalk begonnen –ist das wichtig für Sie, um eine gute Atmosphäre herzustellen, oder eher ein notwendiges Übel?

Sicher haben Sie bemerkt wie schwierig es ist, diese Fragen zu beantworten. Es gibt kein einfaches „Richtig“ oder „Falsch“. Was für Sie richtig ist, mag für andere, die diese Fragen lesen, nicht ebenfalls richtig sein.

In den Fragen geht es um unsere Werte, Einstellungen, Kommunikationsmuster und Denkweisen. Sie alle gehören zu unserer Kultur und prägen uns seit unserer Kindheit.

Auf der Basis unserer eigenen Kultur interpretieren wir das sichtbare Verhalten anderer Menschen unterschiedlich: es erscheint uns mehr oder weniger fremd, akzeptabel oder inakzeptabel. Interkulturelle Konflikte entstehen häufig nicht dadurch, dass etwas, was wir sehen, nicht unseren Erwartungen entspricht, sondern weil das, was wir sehen, uns beunruhigt – und zwar unbewusst auf der Gefühlsebene. Erinnern Sie sich an das Eisbergmodell? Interkulturelle Konflikte entstehen dann, wenn zwei (oder mehr) Elemente aus dem unsichtbaren Bereich des Eisbergs aufeinanderprallen.