Das Modul 3 bietet sprachliches und interkulturelles Training für Fachleute, die mit Migranten, Geflüchteten und Asylbewerbern in Unterkünften arbeiten.
Wie die im Rahmen des Projekts „Vocal in Need“ durchgeführte Bedarfsanalyse gezeigt hat, besteht bei dem Personal von Schutzeinrichtungen der Bedarf, sprachliche und interkulturelle Kompetenzen im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund in der täglichen Arbeit zu verbessern. Diese Fachleute können Projektmanager und Koordinatorinnen, Direktorinnen, Sozialarbeitern, Rezeptionistinnen, Reinigungspersonal usw. sein.
Gemäß der Bedarfsanalyse besteht der Nutzen von sprachlichen und interkulturellen Weiterbildungsmaßnahmen für diese Fachkräfte darin, besser mit Migranten und Geflüchteten kommunizieren zu können. So könnten Missverständnisse in kritischen Situationen vermieden werden, vor allem in den drei folgenden Bereichen:
- Bewältigung von Konflikten zwischen MigrantInnen oder zwischen MigrantInnen und Personal;
- Bewältigung von Notfällen (z.B. einen Krankenwagen zu rufen);
- Erläuterung täglicher Verwaltungsverfahren und -vorschriften des Gastlandes.
Berufsbezogene fremdsprachliche und interkulturelle Kommunikationskompetenzen sind für das Personal einer Unterkunft für Geflüchtete von entscheidender Bedeutung, zumal ein Dolmetscherdienst nicht immer verfügbar ist. Modul 3 bietet Kommunikation auf Ebene A2-B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen an, um den Bedürfnissen der meisten in einer Unterkunft arbeitenden Fachkräfte sowie dem zu erwartenden Sprachniveau der aufgenommenen Geflüchteten gerecht zu werden.
Modul 3 zielt auf die Entwicklung von Fähigkeiten in den folgenden Bereichen:
- Einleitung und Abschluss eines Gesprächs unter Angabe von Gründen für die Kontaktaufnahme;
- Beschreibung von Verwaltungsabläufen;
- Verhaltensvorgaben in einer Notsituation;
- Umgang mit Konflikten;
- Erläuterung der Wichtigkeit, gewisse Regeln in einer gemeinschaftlichen Einrichtung einzuhalten;
- Bereitstellung der erforderlichen Informationen zur Bewältigung von Notfällen.
Das Modul umfasst drei Szenarien, die in Italien spielen und auf dortigen typischen Situationen und Erfahrungen basieren.
Folgende Szenarien werden behandelt:
Szenario 1: „Einen Termin für eine medizinische Untersuchung vereinbaren“, in dem die Lernenden üben:
- Migranten beim Verständnis der täglichen Verwaltungsabläufe zu unterstützen;
- zu beschreiben, wie man einen Termin für eine medizinische Untersuchung bei einem Facharzt vereinbart;
- relevante Informationen mit einfachem Vokabular bereitzustellen;
- medizinisches Vokabular zu verstehen;
- zukünftige Handlungen zu erklären;
- Ratschläge zu geben.
In Deutschland gibt es keine zentrale Vergabestelle für Facharzt-Termine. Die erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, der nach der Untersuchung einen Überweisungsschein erstellt. Danach muss man selbstständig einen Termin beim Facharzt vereinbaren. Die Mitarbeiter der Erstaufnahmeeinrichtungen sind dabei behilflich. Termine sind in Deutschland verbindlich. Am besten ist man 10 Minuten vorher da.
Szenario 2: „Hausordnung einhalten“, in dem die Lernenden üben:
- den Grund für das Gespräch zu erläutern;
- die Regeln der Unterkunft zu erklären;
- den Bewohnern ihre Rechte und Pflichten in der Unterkunft zu vermitteln;
- die Folgen eines Verstoßes gegen eine Regel zu erläutern;
- Konflikte zwischen Migranten zu bewältigen;
- einen Kompromiss zu finden sowie Konflikte zu lösen.
Bei klärenden Gesprächen in Erstaufnahmestellen ist es wichtig, dass jede beteiligte Person ihre eigene Version berichten kann. Gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und Regeln festzulegen macht diese für die Einzelpersonen verbindlicher, da sie an der Ausarbeitung beteiligt waren.
Szenario 3: „Notfälle bewältigen „, in dem die Lernenden üben:
- Notfallnummern bereitzustellen;
- angemessenes Verhalten in Notsituationen zu beschreiben (z.B. einen Krankenwagen zu rufen);
- zu erläutern, welche Informationen benötigt werden, wenn ein Krankenwagen gerufen wird;
- das richtige Verhalten zu vermitteln, wenn sich ein anderer Bewohner nachts krank fühlt.
In Deutschland wird in den meisten Leitstellen nur Deutsch oder vielleicht noch Englisch gesprochen: Im integrierten Hilfeleistungssystem gibt es keine gesetzliche Grundlage für Mehrsprachigkeit.
Bei Gesundheitsproblemen am Wochenende und nachts kann sich in Deutschland jeder an die Notaufnahme eines Krankenhauses wenden.
Die deutsche Polizei ist unter der Rufnummer 110 erreichbar. Bei Feuer oder in anderen lebensbedrohlichen Situationen (medizinischer Notfall) sollte die 112 gewählt werden. Die Anrufe werden an die Feuerwehr und zur medizinischen Notzentrale weitergeleitet. Die Notrufnummern 110, 112 und 116117 sind kostenlos.