Kommunikation
Unterschiedliche Kulturen kommunizieren auf unterschiedliche Weise. Einige Kulturen sind direkt, andere eher nicht. Das Konzept der direkten und indirekten Kommunikation bestimmt, in welchem Ausmaß Kulturen nicht nur darauf achten, was gesagt wird sondern auch auf nonverbale Botschaften zurückgreifen, um etwas auszudrücken. Natürlich können nur allgemeine Tendenzen beschrieben werden, denn selbst innerhalb eines Landes kann es Abweichungen geben.
High-context Kulturen sind einen direkten Kommunikationsstil nicht gewohnt. Das bedeutet beipielsweise, dass negative Botschaften (Kritik, schwierige Situationen) nicht offen ausgesprochen werden. Menschen aus high-context Kulturen (wie der afghanischen, pakistanischen, persischen, asiatischen, afrikanischen, französischen, italienischen) verlassen sich darauf, dass ihr Gegenüber die Botschaft richtig interpretiert, indem er zwischen den Zeilen liest und beispielsweise Gesichtsausdrücke, Gestik und Gesprächspausen deutet oder die verwendeten Metaphern versteht (Hall, 1976).
Low-context Kulturen wie die deutsche, niederländische, schweizerische und die amerikanische sagen wiederum offen ,was sie meinen und achten nicht genau auf Formulierungen oder wie sie ihre Worte „verpacken“. „Ja“ heißt „Ja, ich stimme zu.” und nicht “Ja, ich habe gehört was du gesagt hast’. Kritik wird offen geäußert, Über negative Situationen wird gesprochen, ohne besonders auf die Gefühle des Gesprächspartners Rücksicht zu nehmen, da das Ziel der Kommunikation darin besteht, die Situation zu verbessern oder die Arbeit oder Aufgabe besser zu erledigen.
Interkulturelle Herausforderungen können entstehen, wenn z.B. ein deutscher Polizist oder Mitarbeiter einer NGO mit einem Geflüchteten aus einer high context Kultur wie der afghanischen kommuniziert.Für Menschen aus einer high context Kultur mag der direkte Weg, schwierige Themen wie Flucht, Integration sowie Verantwortung in der neuen Gesellschaft anzusprechen, zu direkt sein und die persönlichen Gefühle des Geflüchteten verletzen.
Hinweise:
- Wenn Sie aus einer low-context Kultur kommen, wählen Sie Ihre Worte
- Achten Sie auf die nonverbale Sprache Ihres Gesprächspartners, um zu verstehen, wie er auf das was Sie sagen reagiert
- Wenn Sie aus einer high-context Kultur kommen, zögern Sie nicht, explizit zu sagen was Sie meinen, wenn Sie mit jemandem aus einer low-context Kultur sprechen. Ansonsten werden Sie möglicherweise nicht verstanden.
Beziehungsorientierung – Einhalten von Regeln
Für einige Kulturen sind Beziehungen wichtiger als Regeln und die zu lösende Aufgabe (Trompenaars, 1997).
Im Vergleich zu einigen westeuropäischen Ländern wie Deutschland, der Schweiz und anderen Regionen Nordeuropas kommunizieren Menschen aus arabischen Ländern und Osteuropa häufig eher auf einer persönlichen Ebene. Für sie ist es wichtig, eine persönliche Basis zu schaffen, bevor man sich der Arbeit oder ernsthaften Themen widmet.
Insbesondere im Kontext der NGOs kann dieses aufgabenbezogene Herangehen Schwierigkeiten hervorrufen. Menschen aus eher beziehungsorientierten Ländern öffnen sich unter Umständen nicht ohne eine kleine Aufwärmphase, nach der man zu den ernsten Themen übergeht.
In einigen Kulturen, die stark beziehungsorientiert sind, ist das Einhalten von Regeln mitunter von geringerer Bedeutung. Das ergibt sich daraus, dass die persönliche Beziehung mehr Bedeutung hat als das strikte Einhalten von Regeln. In solchen Ländern kann es sein, dass zugunsten einer guten Arbeitsbeziehung Regeln nicht eingehalten werden. Im Falle eines Konfliktes, der durch Nichteinhaltung von Regeln entstanden ist, kann es hilfreich sein, sich auf einer persönlichen Ebene um dessen Lösung zu bemühen und diese mit hoher Wahrscheinlichkeit zu finden.
Empfehlungen:
- Beginnen Sie eine Unterhaltung mit Smalltalk. Das wird Ihnen helfen, Vertrauen aufzubauen.
- Seien Sie bereit, sich zu öffnen, selbst wenn Ihnen das eigenartig erscheint.
- Reflektieren Sie nicht nur, was Sie “gern sagen würden” sondern auch, “wie” Sie sich ausdrücken.
- Zeigen Sie Flexibilität in ihrer Bereitschaft, Beziehungen aufzubauen.
Bibliographie:
Hall, E. T. (1976).Beyond Culture. New York: Anchor Books.
Trompenaars, F. (1997). Riding the waves of culture. 2. ed., London, Boston: Nicholas Brealey Publishing,